Jubiläumsfeier "Caritas - Wir leben Vielfalt"
Genaugenommen wurde der Verband 76 Jahre alt. Doch wegen der Coronapandemie hatte der Verband sich im vergangenen Jahr für eine Verschiebung der Feier entschieden. Die begann in der Gießener St.-Bonifatius-Kirche unter dem Motto "Caritas - Wir leben Vielfalt" mit einem Pontifikalamt mit dem Bischof und Gästen aus Politik, Verbänden und Kirche. Die Vielfalt des Verbandes stellten gleich zu Beginn acht Mitarbeitende mit einer musikalisch unterlegten Begrüßung in ihren Muttersprachen unter Beweis. Zwei Kitas hatten zudem auf Leinwänden das Thema farbenfroh umgesetzt. Unter den Gästen waren auch der frühere Erste Vorsitzende des Verbandes, Pfarrer i.R. Bernhard Falck und der frühere Caritasdirektor Bernhard Brantzen.
Bischof Kohlgraf: Hilfe mit Herz
Gott lasse sich anrühren von der Armut und dem Leid der Menschen. Und so seien auch die Christen aufgerufen, dasselbe zu tun, jeder Einzelne, die Gemeinden und die Caritas, sagte der Bischof in seiner Predigt. Diese Eigenschaft der Kirche sie immer wieder als Schwäche belächelt und kritisiert worden, sei aber in Wahrheit gerade ihre Stärke. Die Hilfe der Caritas gelte jedem Menschen ohne Ansehen der Person und es sei entscheidend, dass sie mit brennendem Herzen und Mitgefühl geleistet werde. Bischof Kohlgraf führte im Rahmen des Gottesdienstes Pfarrer Erik Wehner in sein Amt als Aufsichtsratsvorsitzender des Verbandes ein.
Glückwünsche und Dank
Während des anschließenden Festakts in der Kirche, den Caritasdirektor Ulrich Dorweiler moderierte, dankte Anita Schneider, Landrätin des Landkreises Gießen, für die starke Leistung des Verbandes, die auch dank der vielen helfenden Hände von ehrenamtlich Engagierten möglich sei. Zwischen Kreis und Verband gebe es eine gute Partnerschaft. "Wir wissen, dass wir auf Sie zählen können." Die Vielfalt der Angebote und des Personals sei die richtige Antwort auf die Einwanderungsgesellschaft in Deutschland, sagte die Landrätin.
Das "brennende Herz" sei über all die Jahre die Konstante im Caritasverband gewesen, sagte der Gießener Oberbürgermeister Frank-Tilo Becher. Der Wohlfahrtsverband habe über die Jahre ein breites Netz sozialer Hilfe in den Regionen Gießen, Wetterau und Vogelsberg geknüpft. Er sei ein verlässlicher Partner in der Jugendhilfe, der Gemeinwesenarbeit, bei den Kitas, in der Pflege und der Beratungsarbeit. Stadt und Flüchtlinge könnten sich auf die Hilfe und Professionalität dieses verlässlichen Partners verlassen, ohne den die Flüchtlingskrise gar nicht zu stemmen gewesen wäre, betonte Becher.
Wenn man die vielfältigen Angebote des Verbandes für Flüchtlinge, alte und kranke Menschen, Menschen mit Behinderung oder einer psychischen Erkrankung, in der Stadtteilarbeit, der offenen Altenarbeit und den Beratungsstellen sehe, dann passe das Motto: "Wir leben Vielfalt", sagte die Mainzer Diözesancaritasdirektorin Regina Freisberg. Immer wieder habe der Verband mit den rund 750 haupt- und rund 250 ehrenamtlichen Mitarbeitenden den Focus geschärft und neu geschaut, was die Menschen aktuell brauchen.
Als Vorsitzende der Liga der Freien Wohlfahrtspflege in Stadt und Landkreis Gießen dankte Claudia Klee für die gute Zusammenarbeit der Verbände zum Wohle der Menschen, auch für die Liga Wetterau. Moritz Kirchner gratulierte als Vertreter der Gesamt-Mitarbeitervertretung des Verbandes. "Ich bin froh, in einem Verband engagiert tätig sein zu können, der sich für eine gemeinsame, vielfältige und soziale Zukunft einsetzt und für Nächstenliebe steht." Er dankte dem Verband, aber auch der Mitarbeiterschaft, die das Leitbild der Caritas "Tag für Tag in Haltung und Hilfsbereitschaft repräsentiert".
Charta der Vielfalt
Zum Abschluss des Festaktes wies Caritasdirektorin Eva Hofmann darauf hin, dass der Caritasverband die Charta der Vielfalt unterzeichnet und sich damit zu einer wertschätzenden und vorurteilsfreien Organisationskultur verpflichtet hat. Auch wenn Vielfalt eine lange Tradition im Verband habe, gebe es oft Verunsicherung, etwa wenn Mitarbeitende geschieden seien, einer anderen Religion angehörten oder in einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft leben. "Wir freuen uns über alle, die unsere Ziele mittragen. Wir sind stolz auf unsere vielfältigen Mitarbeitenden, die diese vielfältigen Angebote erst ermöglichen", betonte Hofmann.
Fest für Mitarbeitende
Als Zeichen dafür und auch als Dank für den großen Einsatz insbesondere in den zwei Coronajahren fand im Anschluss ein Fest für die Mitarbeitenden statt. Mit Spezialitäten aus verschiedenen Ländern an Imbissständen ging es auch hier vielfältig zu. Bei Musik mit DJ Errol feierten Mitarbeitende aus Gießen, dem Vogelsberg und der Wetterau gemeinsam auf dem Außengelände der Gießener Geschäftsstelle.