Den symbolischen Staffelstab der Leitung der Liga der Freien Wohlfahrtspflege Wetterau übergab Tatjana Brüggemann (r.) an Alexandra Hampel.Quelle: Caritasverband Gießen
Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand diesmal die "Staffelübergabe" an der Spitze der Liga: Tatjana Brüggemann vom Paritätischen Wohlfahrtsverband gab nach drei Jahren den Vorsitz ab an Alexandra Hampel, Standortleiterin des Caritas Beratungszentrums Wetterau des Caritasverbandes Gießen. Wie der Hessentag wolle auch die Liga den Zusammenhalt in Hessen stärken, erklärte Brüggemann den ungewöhnlichen Rahmen für den alljährlichen Empfang. Neben den Liga-Vertreterinnen und Vertretern waren viele Prominente aus Bundes-, Landes- und Kommunalpolitik gekommen wie unter anderem Staatsministerin Natalie Pawlik, die Landtagsabgeordneten Lisa Gnadl, Annette Wetekam und Kathrin Anders, Landrat Jan Weckler, Kreisbeigeordnete Marion Götz und die Bad Vilbeler Stadträtin Ricarda Müller-Grimm. Mit mehreren Liedern bereicherten Lavinia Baulig (Gesang) und Carlo Brüggemann (Keyboard) das Programm.
Der Austausch der Verbände untereinander, sozialpolitische Stellungnahmen und der ständige, oft auch kritische Austausch auf Augenhöhe mit Politik und Verwaltung vor allem des Wetteraukreises seien wichtige Aufgaben der Liga, sagte Tatjana Brüggemann. Sie bedankte sich bei allen Mitgliedsverbänden für das sehr gute Miteinander, die Wertschätzung und die effektive Arbeit. Vertreterinnen aller Liga-Verbände bedankten sich bei ihr für ihre Arbeit als Vorsitzende.
Landrat Weckler dankte den Verbänden und besonders Tatjana Brüggemann für die "gelungene Kooperation" in den vergangenen Jahren. Der regelmäßige Austausch miteinander sei immer offen und ehrlich, unterschiedliche Auffassungen würden aber auch offen diskutiert. "Sie sind ein starker kritischer Partner, der sich für die Menschen einsetzt, die Sie vertreten", sagte Weckler. Viele aktuelle sozialpolitische Themen wie Fachkräftemangel, Migration, Integration und steigende Fallzahlen müssten Kreis und Ligaverbände gemeinsam angehen. Angesichts der Finanznot der öffentlichen Kassen werde es dabei allerdings die nächsten Jahre nicht mehr um noch höhere Standards gehen können, sondern um das Halten bestehender Standards. Als "wichtige Stimme im Wetteraukreis" bezeichnete Stadträtin Ricarda Müller-Grimm die Liga und dankte für deren Arbeit.
Die Wetterauer Landtagsabgeordnete Annette Wetekam (Mitte) gratulierte der neuen Liga-Vorsitzenden Alexandra Hampel zusammen mit Kreistagsmitglied Raif Toma. Quelle: Caritasverband Gießen
Die neue Liga-Vorsitzende Alexandra Hampel bedankte sich bei ihrer Vorgängerin für deren "Arbeit mit großem Engagement und viel Herzblut". Die soziale Landschaft im Wetteraukreis sei vielfältig und herausfordernd. Sie reiche von der Jugendhilfe über die Flüchtlingsbetreuung bis zur Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung. Gerade jetzt sei ein gemeinsames und koordiniertes Handeln wichtig. Es gehe darum, die Stimme der Wohlfahrtsverbände zu bündeln und sich gemeinsam Gehör zu verschaffen. "Dabei geht es immer um die Menschen, die wir begleiten und unterstützen."
Ein Plädoyer für deutlich mehr Frauen in politischen Ämtern insbesondere im Bundestag war der Online-Vortrag von Silke Ruth Laskowski, Professorin an der Universität Kassel zum Thema "Repräsentation von Frauen in Politik und öffentlichem Diskurs. Die geringe Frauenquote von 32,4% im neuen Bundestag und ähnliche Quoten in den Bundesländern seien kein individuelles Problem der Frauen, sondern strukturell bedingt. Schon bei der Aufstellung zur Wahl würden Frauen in den Parteien häufig diskriminiert. Auch die Kosten für die Wahlkampfinanzierung benachteilige Frauen, da diese im Durchschnitt immer noch über geringere Einkommen verfügten. Die Lebenswirklichkeit von Frauen spiele in der Politik keine Rolle, so die Professorin. Viele Gesetzesänderungen, die die Interessen von Frauen betrafen, seien in den letzten Jahren nicht etwa vom Bundestag, sondern vom Bundesverfassungsgericht angestoßen worden. Laskowski forderte ein Paritätsgesetz, um den Anteil der Frauen in den Parlamenten nachhaltig zu steigern.
Nach dem Empfang im Kultur- und Sportforum Dortelweil bot sich den Gästen des Empfangs die Gelegenheit, den Hessentag zu besuchen.