Vielfältige Verstärkung mit ganz viel Herz
Über den Fachkräftemangel zu jammern hilft nicht weiter, dachten sich die Verantwortlichen beim Caritasverband Gießen, dem Träger von St. Bardo. So wurden vor zwei Jahren zuerst die vier Frauen aus den Philippinnen eingestellt. Sie waren ausgebildete Krankenschwestern, hatten in ihrer Heimat bereits Deutsch gelernt und ein B2-Zertifikat erworben, das ihnen die Beherrschung der deutschen Sprache auf fortgeschrittenem Niveau bescheinigt. In Friedberg haben sie dann in Schule und Pflegeheim in zwei Jahren eine Anerkennung als Pflegefachkraft nach deutschen Standards erworben. "Es ist herausfordernd für alle Beteiligten, aber wir sind glücklich, dass sie da sind!", sagt Bereichsleiterin Bernadetta Fetzer.
Nach den guten Erfahrungen mit den vier Frauen wagte man in diesem Jahr einen zweiten Schritt: Acht junge Marokkanerinnen und Marokkaner kamen nach St. Bardo. Auch sie brachten Deutschkenntnisse mit, aber noch keine Ausbildung. Die absolvieren sie jetzt in der Einrichtung an der Seewiese und einer Pflegeschule.
Agenturen waren an der Vermittlung beider Gruppen beteiligt. In Friedberg angekommen wurden die philippinischen und marokkanischen Mitarbeitenden bei der vielen Bürokratie und der Suche nach Wohnung oder Zimmer von Privatpersonen, Kolleginnen und Kollegen in St. Bardo, Sozialarbeiterinnen im Verband und nicht zuletzt auch von Hich Boulares unterstützt, der bei der Gießener Caritas für die Begleitung des "Onboarding" ausländischer Mitarbeitender zuständig ist. Einige der Neuen können zunächst in Appartements der Altenwohnanlage auf dem Gelände von St. Bardo wohnen.
"Wir sind wie eine Mannschaft"
"In Marokko kann man vieles lernen, aber man bekommt keinen Job", erklärt Anas el Hamri, warum er sich für Deutschland entschieden hat. "Ich möchte meine Zukunft sichern." Zuhause hatte er ein Praktikum in der Pflege gemacht. "Ich wollte noch besser Deutsch lernen", sagt Cybell Camelot Iway aus den Philippinnen. "Man verdient hier gut und ich kann in Sicherheit leben." Ihre Cousine Kristine Leslie Ponce sitzt neben ihr und ergänzt: "Wir müssen aber noch viel lernen. Deutsch zu lesen ist manchmal schwierig." "Die deutsche Sprache ist schwer", stimmt ihr Aicha el Attari aus Marokko zu. "Aber die Hilfsbereitschaft hier bei der Caritas unter allen Kolleginnen und Kollegen ist groß!" "Wir sind wie eine Mannschaft, das macht das Leben leicht", ergänzt el Hamri. "Da hat man nicht das Gefühl, fremd zu sein."
Pflege mit Herz
Aber es kommt nicht nur auf Sprachkenntnisse an. "Entscheidend ist in der Pflege, dass man mit dem Herzen arbeitet", sagt Iway. Als sie den alten Menschen ihres Wohnbereichs sagte, dass sie ein paar Wochen Urlaub hat, hätten einige geweint.
So sind alle über die Neuen in der Pflege froh: Die Bewohnerinnen und Bewohner, die neuen Mitarbeitenden und besonders das Team der Pflegekräfte in St. Bardo: "Es ist eine große Erleichterung für die Kolleginnen und Kollegen, dass sie da sind. Und es klappt gut! Die herzliche und hilfsbereite Art kommt bei den Bewohnerinnen und Bewohnern gut an!", betont Pflegedienstleiterin Daniela Salimovic. Die "Mannschaft" von St. Bardo, die auch schon vorher eine bunte Mischung aus Menschen mit unterschiedlichen Wurzeln war, ist noch ein wenig bunter geworden und hat Verstärkung mit ganz viel Herz bekommen.