Sie wurde von Andrea Hornisch, Beraterin im Jugendmigrationsdienst im Caritaszentrum im Vogelsberg, zusammen mit Andreas Goldberg von der Stadtjugendpflege Lauterbach organisiert und im Oktober in der Lauterbacher Musikschule gezeigt. In Bildern und Texten werden die teils traurigen, teils romantischen und teils spannenden Geschichten, die sich mit diesen Gegenständen verbinden, erzählt.
Angefangen hatte alles mit der Strickweste von Mirishahe aus dem Kosovo. Als sie 1999 von dort fliehen wollte, kaufte sie kurz vorher die Jacke aus Schurwolle, weil sie wusste, dass sie durch Wälder würde laufen müssen. Mit der Weste wärmte sie unterwegs ihre kleinen Kinder. Schon lange kannte Andrea Hornisch Mirishahe, als sie einmal bei einem Hausbesuch etwas fror. Da bot ihr die Frau die Strickweste an - und erzählte von den Erinnerungen, die sie damit verband.
Gegenstände voller Erinnerungen
"Was mag es wohl noch für Dinge und Geschichten geben?" fragte sich die Caritas-Beraterin. So entstand die Idee zur Ausstellung, die sich wegen Corona erst 2022 verwirklichen ließ. Elf unscheinbare Gegenstände von Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen aus dem Ausland nach Lauterbach kamen, sind Thema der Ausstellung. Auf den elf Bildern sind die Dinge zusammen mit den Männern und Frauen, die sie mit nach Deutschland brachten, zu sehen und ihre Geschichten und die Biografien der Menschen in Textform dargestellt. Ausführlichere Varianten der Texte sind in einer Broschüre nachzulesen. Jedes einzelne Ausstellungsstück ist mit einem QR Code versehen, der zu dieser Broschüre weiterleitet.
Das Projekt wurde gefördert vom Bundesprogramm "Demokratie leben". Junge Frauen und Jugendliche führten Interviews mit den Menschen, die ihre Gegenstände zur Verfügung stellten. Die jungen Menschen waren zuvor über Interviewtechniken und Biographiearbeit informiert worden. Aus den Interviews entstanden die Texte. Die Fotos wurden dann von einer Werbeagentur erstellt und in der Ausstellung und der Broschüre professionell umgesetzt.
"Die Wege der Dinge sind so unterschiedlich wie die dazugehörigen Menschen und die Länder, aus denen sie kommen", heißt es in der Broschüre. Da sind die Briefe, mit denen ein Paar aus Äthiopien lieber von seiner romantischen Liebesgeschichte als von den Gründen seiner Flucht erzählen möchte. Da ist der Geldbeutel, der einen russlanddeutschen Ukrainer durch den Zweiten Weltkrieg begleitete. Oder zwei Ringe als Reste eines Goldschmucks, mit dem eine somalische Familie ihre Flucht finanzierte.
Das Kleid der Mutter brachte Glück
Oder das Kleid, dessen Duft eine junge Äthiopierin an ihre Mutter erinnert. Die junge Frau hat durch die Ausstellung nun sogar einen Praktikumsplatz gefunden: Eine Apothekerin las im Text zum Bild, dass Medhanit in ihrer Heimat ein Pharmaziestudium wegen der Flucht abbrechen musste. Sie bot ihr ein Praktikum in ihrer Apotheke an.
So macht die Ausstellung das Thema Migration auf ganz eigene Weise sichtbar. "Eine wirklich schöne und sehr nahbare Art, von Migration zu erzählen", schrieb dazu eine Besucherin. "Es ist erstaunlich, wie oft alltägliche Dinge für eine Lebensgeschichte stehen können und diese auch für uns Außenstehende so greifbar machen." Menschen mit Migrationshintergrund freuten sich über die Wertschätzung, die die Ausstellung vermittelte. Und eine weitere Besucherin notierte: "Danke für diese inspirierende und bunte Ausstellung. Gänsehaut pur!"
Ausstellung kann ausgeliehen werden
Andrea Hornisch und Andreas Goldberg würden sich freuen, wenn die Ausstellung auch anderswo gezeigt werden kann und bieten an, sie auszuleihen. Wer Interesse hat, kann sich an Andrea Hornisch im Caritaszentrum im Vogelsberg, Mobil 0160 5372440, E-Mail andrea.hornisch@caritas-giessen.de wenden.