Die Liga will mit der Aktion Einfluss nehmen auf das laufende Gesetzgebungsverfahren zum Hessischen Kinderförderungsgesetz (KiföG). "Wir begrüßen den Vorschlag der hessischen Landesregierung, die Eltern von Kita-Beiträgen zu befreien. Aber wir fordern darüber hinaus, die gesetzlichen Mindeststandards zu erhöhen", erklärte Jürgen Hartmann-Lichter, Vorsitzender des Liga-Arbeitskreises Kinder, Jugend, Frauen und Familie in der Veranstaltung beim Caritasverband in der Frankfurter Straße.
Die Anforderungen an die Kitas hätten sich in vielfacher Hinsicht in den vergangenen Jahren erhöht. Flexible Öffnungszeiten, längere Verweilzeiten der Kinder in der Kita, Unterstützung der Eltern bei ihrer Erziehungsarbeit, Begleitung der vielen Eltern mit ausländischen Wurzeln, optimale Förderung von Kindern mit und ohne Behinderung, ständig wachsende bürokratische Vorschriften, Vorbereitung der pädagogischen Arbeit und der Elterngespräche - das alles sei mit den gegenwärtigen Gruppengrößen und Personalschlüsseln nur sehr eingeschränkt zu leisten. Dies betonten die Liga-Vertreter Hartmann-Lichter, Caritasdirektor Joachim Tschakert und Jens Dapper, Geschäftsführer der AWO Gießen und Leiter der Liga-AG Freie Träger. Rund 50 Vertreter von Kita-Leitungen und Trägern waren gekommen und unterstützten die Forderungen mit ihren Berichten aus der Praxis.
Die Liga Hessen fordert mehr Arbeitszeit bei den Erzieherinnen für die Arbeit mit Kindern und Eltern, Gruppen von maximal zehn Kindern bei den U3-Gruppen und 20 bei den Ü3-Gruppen, Zeit für Leitungsaufgaben, gleiche Bedingungen für Kinder mit und ohne Behinderung und mehr Personal.
Oberbürgermeisterin Dietlind Grabe-Bolz bestätigte den "großen Handlungsbedarf", weil sich die Bedürfnisse der Familien änderten. Sie forderte von der Landesregierung, sich stärker an den Kosten für die Kitas zu beteiligen, die zurzeit in Gießen zu 80 Prozent von der Kommune getragen werden. Der Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses Klaus-Dieter Grothe betonte, für ihn als Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie seien mehr als zehn Kinder pro Erzieherin in einer U3-Gruppe "nicht zu verantworten".