Viele Bewohnerinnen und Bewohner des Gießener Stadtviertels und Kooperationspartner waren zu dem Fest gekommen. Alexander Lang vom Team der Gemeinwesenarbeit begrüßte die Gäste, unter anderem Stadträtin Astrid Eibelshäuser, Bereichsleiterin Taraneh Ghasemi und den früheren Kollegen und "Eulenkopf-Urgestein" Jürgen Schütz.
Becher erinnerte an den Start der sozialen Arbeit am Eulenkopf durch Professor Horst-Eberhard Richter und einige Studierende in den 80-er Jahren. Nach dem Zweiten Weltkrieg war das Viertel als Notquartier für Geflüchtete und Menschen ohne festen Wohnsitz entstanden. Schnell galt die Siedlung am Rande der Stadt als "sozialer Brennpunkt". Richter habe es als einen seiner größten Erfolge empfunden, dass die Bewohnerinnen und Bewohner Interesse entwickelten, ihre Probleme selbst in die Hand zu nehmen, sagte Becher. In den 70-er Jahren professionalisierte sich die soziale Arbeit in dem Stadtviertel und der Caritasverband Gießen übernahm 1974 die Trägerschaft der Gemeinwesenarbeit. Viele bauliche Verbesserungen folgten, zahlreiche Angebote an Beratung, Treffen für verschiedene Gruppen, Feste, künstlerische Aktionen, Kinder- und Jugendarbeit, Hausaufgabenhilfe, Seniorenarbeit und vieles mehr wurden entwickelt. "Die Wünsche der Bewohnerinnen und Bewohner waren dabei immer der rote Faden", sagte der Oberbürgermeister. Es gehe in der Gemeinwesenarbeit am Eulenkopf immer darum, Menschen Perspektiven zu eröffnen und sie zu ermutigen, sich gegenseitig zu stärken. Dies gelte es zusammen mit der Kindertagessstätte und Familienzentrum St. Franziskus, die der Verband ebenfalls in dem Viertel unterhält, weiterzuentwickeln. Die Caritas sei ein engagierter und verlässlicher Partner am Eulenkopf, betonte Becher und dankte für das Engagement der Mitarbeitenden, aber auch der Bewohnerinnen und Bewohner.
Das Leben teilen - dieser Auftrag, den Bischof Peter Kohlgraf seinen Gemeinden mit auf den Pastoralen Weg gegeben habe, umschreibe gut, was Gemeinwesenarbeit bedeute, sagte Pfarrer Erik Wehner, Aufsichtsratsvorsitzender des Caritasverbandes Gießen. Es gehe darum, dass man offene Augen und Ohren füreinander habe, umeinander wisse, gut vernetzt sei und miteinander etwas erreichen wolle. Dies werde am Eulenkopf gelebt.
Eine Spende von 5000 Euro übergaben Vertreter des Round Table 94 als "Geburtstagsgeschenk" an die vier hauptamtlichen Mitarbeitenden des Caritasverbandes am Eulenkopf Malin Schwarz, Helene Heß, Alexander Lang und Johannes Stroh.
Caritasdirektor Ulrich Dorweiler dankte dem "sehr engagierten Team", das sich mit dem Stadtviertel Eulenkopf und den Menschen dort identifiziere. "Wir sind stolz auf das, was Sie hier leisten!" Er dankte aber auch für das Vertrauen der Menschen und ihre Bereitschaft, selbst ihre Situation zu verbessern. Der Eulenkopf sei ein Beispiel für die Solidarität in der Gesellschaft.
Helene Heß dankte stellvertretend für das Team der Fachkräfte am Eulenkopf den Bewohnerinnen und Bewohnern. "Ohne Euch wäre unsere Arbeit nicht möglich! Danke, dass Ihr uns Euer Vertrauen schenkt!" "Das habt Ihr Euch verdient!" rief eine Bewohnerin aus dem Publikum zurück. So wurde noch einmal deutlich, was den vier Caritas-Mitarbeitenden dort wichtig ist: die Zusammenarbeit mit den Menschen des Viertels auf Augenhöhe und im gegenseitigen Vertrauen. Viele Menschen vom Eulenkopf und diverse Kooperationspartner brachten sich so auch in die Gestaltung des Festes ein, so auch die Band Turbo Sapienowa. Die Band Fun4All sorgte am Ende des offiziellen Programms, dass sie musikalisch begleitete, für einen besonders emotionalen Moment, als sie eine kleine Gruppe von Mädchen aus dem Viertel zum Singen auf die Bühne holte. "Wie schön Du bist" von Sarah Connor passte zu dem, was zuvor die Redner betont hatten: die Ermutigung, die eigene Würde und Schönheit wahrzunehmen.