Der Betrag war bei der Kollekte während des Fronleichnamsgottesdienstes zusammengekommen. Der Gottesdienst auf dem Kirchenplatz für die vier Gemeinden St. Albertus, St. Bonifatius, St. Thomas Morus und Maria Frieden (Heuchelheim) war in diesem Jahr von der Gemeinde St. Albertus organisiert worden. Der Pfarrer von St. Albertus, Monsignore Hermann Heil, zugleich Leiter des Verbunds, übergab gemeinsam mit Geistlicher Rat Hans-Joachim Wahl, Dekan, Pfarrer von St. Bonifatius und Aufsichtsratsvorsitzender des Caritasverbandes Gießen, jetzt die Spende an Lucia Bühler, die Leiterin der Einrichtung, und Caritasdirektorin Eva Hofmann.
Bei der Übergabe der Spende informierte Lucia Bühler über die Ausbildung in St. Anna. Seit 2013 bildet der Caritasverband Gießen dort junge Flüchtlinge, die zum Teil als unbegleitete Minderjährige nach Deutschland kamen, zu Pflegefachkräften aus. Was zu Beginn auf beiden Seiten - bei den Jugendlichen und in der Einrichtung - auf Skepsis stieß, entwickelte sich, so Bühler, zu einer "echten Bereicherung". Für den Caritasverband ist das Modell ein Baustein bei der Lösung zweier Probleme, dem Fachkräftemangel in den Pflegeberufen und der Suche nach einer Arbeits- oder Ausbildungsstelle für die jugendlichen Flüchtlinge.
Zwischen den jungen Menschen, die die deutsche Sprache kaum beherrschen, und den alten, denen die Ebene der Sprache aufgrund ihrer Demenz nach und nach verloren ging, funktioniert die Kommunikation über Gestik, Mimik und Körpersprache sehr gut. "Es ist ein Brückenschlag ohne Worte, in einem Lächeln, im Wahrnehmen von Wünschen durch aufmerksames Beobachten in einer beeindruckend zarten und respektvollen Zugewandtheit", erzählt Lucia Bühler. Aus ihren Heimatländern bringen die jungen Menschen einen großen Respekt gegenüber alten Menschen mit. Ihre Arbeit ist von Wertschätzung, Natürlichkeit und auch von Humor geprägt. Das Thema Leid und Tod ist ihnen aus ihrer Flucht vertraut. Inzwischen betrachten nicht nur die Bewohner, sondern auch die anderen Mitarbeiter die jungen Flüchtlinge als eine Bereicherung.
"Wir sind froh, dass die, die wir ausgebildet haben, auch als Pflegeffachkräfte bei uns bleiben", sagt Caritasdirektorin Eva Hofmann. Zurzeit sind von neun Auszubildenden in St. Anna drei Flüchtlinge. Ab September werden im Caritashaus Maria Frieden weitere sieben junge Menschen ausgebildet. Alle treffen sich in einer Lerngruppe und speziellen Schülertreffen und lernen auch die Arbeit in der Sozialstation und die Pflege von Menschen mit schweren und schwersten neurologischen Erkrankungen kennen. Für die Flüchtlinge gibt es zusätzlich Sprachunterricht. Ihre Ausbildung wird nicht über Einnahmen aus den Pflegesätzen finanziert, sondern aus Kirchensteuer- und Eigenmitteln des Caritasverbandes. Darum ist der Verband für Spenden wie die des Pfarreienverbunds sehr dankbar.