Deren laufende Stromkosten werden in den Regelbedarfen nicht ausreichend berücksichtigt, wie die Caritas in Deutschland seit Jahren beklagt. Die Hessen Caritas fordert die Landesregierung auf, sich in Berlin für eine Erhöhung der Regelbedarfe einzusetzen. "Die tatsächlichen Ausgaben für Energie müssen endlich anerkannt werden. Energieversorgung ist eine wichtige Voraussetzung für gesellschaftliche Teilhabe und ein Leben in Würde", sagte Regina Freisberg, Mainzer Diözesancaritasdirektorin und Vorstandsmitglied der Hessen-Caritas am Freitag.
Unbezahlte Rechnungen können am Ende zur Abschaltung der Stromversorgung durch Energieliefersperren, auch Stromsperren genannt, führen. Laut Monitoringbericht der Bundesnetzagentur 2019 wurden in Hessen 22.148 Stromsperren verhängt, deutschlandweit waren es knapp 290.000. Nicht erfasst sind dabei Androhungen von Stromsperren.
Viele Haushalte müssten nicht unter einer Stromabstellung leiden, wenn die Stromkosten in den Regelsätzen realistisch abgebildet würden, erläuterte Norbert Sutor, Schuldnerberater der Caritas in Gießen. Behörden, die Stromrückstände übernehmen könnten, wie Jobcenter oder Sozialamt, hätten oft hohe formale Hürden, und eine kurzfristige Hilfe sei daher kaum möglich. Stromanbieter hätten jedoch die Möglichkeit, Abteilungen einzurichten, die direkt mit den Leistungsträgern in Kontakt treten. Hier gebe es zum Beispiel in Darmstadt positive Erfahrungen.
Sutor beobachtet in der Corona-Pandemie steigenden Beratungsbedarf zum Thema Strom- und Energiekosten. "Auch Menschen, die in Kurzarbeit sind oder durch Wegfall ihres Minijobs Einkommensverluste hinnehmen mussten, haben Schwierigkeiten, ihre Stromrechnungen zu begleichen", sagte er. Hinzu kommt, dass aufgrund der Pandemie viele Menschen zuhause arbeiten und ihre Freizeit verbringen und somit mehr Haushaltsenergie verbrauchen.
Die Caritas in Hessen unterstützt Haushalte in prekären Einkommenssituationen. So gibt es an elf Standorten eine Sozialberatung für Schuldner. Auch der so genannte "Energiespar-Check" gibt konkrete Hinweise, wie Energieausgaben spürbar eingespart werden können. So wurden beispielsweise 2019 allein in der Region Fulda 346 Haushalte gecheckt, und es wurden 4.819 Soforthilfen wie Energiesparlampen, abschaltbare Steckdosenleisten und Wasserdurchlaufbegrenzer installiert. Dem Wert der vom Fuldaer Team pro beteiligtem Haushalt installierten Soforthilfen in Höhe von 44 Euro stand durch diese Ausstattung eine durchschnittliche Einsparung an Energie in Höhe von 193 Euro gegenüber. Darüber hinaus konnten die "gecheckten" Haushalte durch weitere Maßnahmen noch mehr Energiekosten einsparen. (jik)
Ansprechpartner:
Georg Wörsdörfer
Referent Fachbereich Sozialpolitik und Soziale Sicherung im Caritasverband für die Diözese Mainz
Tel. 06131 2826 308