Die beiden Einrichtungen zählen zu den ersten in Deutschland, die das neue Produkt im Rahmen eines Pilotprojekts testen. Caritasdirektorin Eva Hofmann hatte schon vor der Corona-Pandemie Kontakt zur Firma CISCO aufgenommen, um den alten und behinderten Menschen in den Einrichtungen des Verbandes eine Möglichkeit zu bieten, mit ihren Lieben per Videotelefonie zu sprechen. "Viele Angehörige leben nicht in Gießen oder der näheren Umgebung und können daher nicht oft zu Besuch kommen", erzählt der Leiter der beiden Einrichtungen Christian Jung. Der Bedarf verschärfte sich noch durch die Kontaktbeschränkungen wegen Corona. Zwar spendete die Telekom den Häusern je drei Smartphones und der Verband kaufte selbst Tablets. Aber für Menschen mit Einschränkungen aufgrund des Alters oder einer Behinderung sind diese Geräte nur begrenzt nutzbar. "Oft ist die Tonqualität und vor allem die Bildgröße nicht so, wie sie für unsere Bewohner notwendig wäre", erzählt Jung.
Fahrbarer Bildschirm und guter Ton
Das ist nun mit Cary einfacher, besser und praktikabler geworden. Je ein 23-Zoll-Bildschirm auf einem rollenden Ständer mit einer beweglichen Videokamera ist nun in den beiden Einrichtungen im Einsatz und wird vom Personal in das Zimmer geschoben, im dem sich der jeweilige Bewohner aufhält. Der Fuß des Ständers passt auch unter die Betten, sodass auch bettlägerige Bewohner davon profitieren.
Die Angehörigen brauchen nur ein Smartphone oder Tablet (plus kostenlose App) oder einen Laptop bzw. PC. Über einen Link auf den Websites der beiden Einrichtungen können sie mit wenigen Klicks in einem digitalen Kalender einen Termin für eine maximal halbstündige Cary-Telefonie mit ihrem Angehörigen innerhalb festgelegter Zeiträume vereinbaren. Danach bekommen sie per E-Mail eine Terminbestätigung mit einem Einwahllink, den sie zur vereinbarten Uhrzeit anklicken. Es können sich auch mehrere Personen in die Videokonferenz einwählen. "Da kann die verstreut wohnende Familie zum Beispiel zusammen ein Geburtstagsständchen singen", freut sich Britta Nies, die Leiterin des Sozialen Dienstes.
Die Mitarbeiter müssen die Termine und Geräte nicht mehr verwalten. Sie werden automatisch über den vereinbarten Termin informiert und bringen den rollenden Bildschirm rechtzeitig zum Bewohner. Mit einem Klick nehmen sie den Videoanruf der Angehörigen an und schon geht es los. Bei den Videotelefonaten sind die Bewohner nicht allein, in der Regel ist eine Betreuungskraft dabei, um zu unterstützen. Wenn die Gesprächszeit sich dem Ende nähert, werden die Anrufer über eine "Timeline" darauf hingewiesen, berichtet Nicole Obermann, die die Videotelefonate in St. Anna betreut. "Die Tonqualität ist viel besser als bei den Tablets und Smartphones." Die erste Seniorin, die das neue System nutzte, begann zu weinen, als sie ihren Sohn auf dem Gerät sah und hörte, und das, "obwohl sie sonst kaum auf etwas reagiert", betont Britta Nies.
Die Firmen CISCO und AVODAQ machten es kurzfristig möglich, dass die beiden Pflegeeinrichtungen Cary im Rahmen eines Pilotprojekts bis Dezember kostenlos nutzen können. Natürlich solle das neue Angebot Besuche nicht ersetzen, betont Christian Jung, aber nicht nur in Zeiten von Corona könne es diese doch sinnvoll ergänzen.
Termine über Buchungskalender
Termine können für die Zeiträume montags bis freitags von 10 bis 12 und von 13.30 bis 15.30 Uhr gebucht werden. Die Links zum Buchungskalender stehen unter https://www.stanna-giessen.de/videotelefonie-cary/ oder https://www.mariafrieden-giessen.de/videotelefonie-cary/.