Der Caritasverband in Gießen ist das Zentrum dieser Weltkarte: Die Auszubildenden in St. Anna zogen Verbindungen zwischen ihren Herkunftsländern und ihrem Ausbildungsplatz. Quelle: Caritasverband Gießen
Angefangen hatte alles mit der Idee eines gemeinsamen Frühstücks der Auszubildenden und ihrer Betreuerinnen und Betreuer in St. Anna. Daraus erwuchs dann nach und nach das Projekt "Hand in Hand - niemals allein!". Die angehenden Pflegehilfs- und -fachkräfte brachten Speisen aus Indien, Eritrea, Venezuela, Portugal, Italien, Äthiopien und Deutschland zum gemeinsamen Brunch mit und stellten fest: Essen verbindet! Es ergaben sich interessante Gespräche und wertvolle Einblicke in die verschiedenen Kulturen.
Im Anschluss stellten sie auf einer Weltkarte mit Verbindungsfäden bildlich dar, aus welchen Ländern sie kommen. Im Zentrum stand dabei der Caritasverband Gießen, ihr Arbeitgeber, der alle miteinander verbindet.
Ausbildungskonzept
Für Praxisanleiterin Manuela Teixeira werden mit diesem Projekt viele Ziele, die sich das Pflege- und Förderzentrum St. Anna bei der Ausbildung der Nachwuchskräfte gesetzt hat, umgesetzt: Das Miteinander stärken, Gemeinschaft erleben, füreinander da sein, Wertschätzung, Freude und nicht zuletzt kulturelle Vielfalt leben. Der Einrichtung des Caritasverbandes Gießen ist wichtig, dass die jungen Leute in der Ausbildung eben nicht nur pflegerisches Wissen und praktische Handgriffe lernen. "Es geht uns nicht nur um den Erwerb der beruflichen Handlungskompetenz. Wichtig ist auch das Selbstbewusstsein der Auszubildenden, das Verantwortungsbewusstsein und der Teamgeist. Die Nachwuchskräfte sollen sich in St. Anna wohlfühlen und wissen, dass sie am Ende gut ausgebildet sind. Sie sollen spüren: Es ist jemand für sie da, und das weit über das Lernen hinaus." So entsteht eine Bindung an die Einrichtung, die gerade in Zeiten des Fachkräftemangels wichtig ist.
Diese Ziele will das Ausbildungskonzept der Einrichtung mit verschiedenen Bausteinen erreichen. Dazu gehört ein Begrüßungstag, der den Neuen auch die Möglichkeit gibt, ihre Wünsche, Ziele und Sorgen zu äußern. "Der wirkt wie ein Motivationsbooster", sagt Manuela Teixeira. In einem eigens eingerichteten Ausbildungsraum gibt es jede Woche ein zweistündiges "Azubi-Treffen", in dem es unter anderem praktische Anleitungen an einer Pflegepuppe gibt. Zusätzlich wird eine freiwillige Lerngruppe angeboten, wo zum Beispiel Themen aus der Schule nach Bedarf behandelt werden. Außerdem kann ein freiwilliger Deutschkurs besucht werden.
Die Pflege der Gemeinschaft ist wichtig bei den Auszubildenden im Pflege- und Förderzentrum St. Anna. Beim Essen der mitgebrachten Speisen gab es viel Gelegenheit zum Gespräch. Quelle: Caritasverband Gießen
Sozialkompetenz und Empathie
Manuela Teixeira und ihre Kollegen Helder Jorge Mendes Lopes Almeida und Binyam Kassaw Kebede sind immer für alle Fragen und Probleme der Auszubildenden ansprechbar - auch weit über die eigentliche Ausbildung hinaus. "Auch wenn es zum Beispiel um Probleme mit der Ausländerbehörde oder dem Wohngeld geht oder es ihnen einfach nicht gut geht, sind wir für sie da. Sozialkompetenz und Empathie sind in der Pflege wichtig, und die muss man vorleben", sagt Teixeira. Am Ende, so ist das Ziel, sollen die Auszubildenden nicht nur Pflege gelernt haben, sondern auch einen empathisch mit den alten Menschen umgehen und sich gut in das Team der Pflegekräfte einfügen. Dazu kann auch der gemeinsame Brunch beitragen.