Gemeinsam legen sie Hand an den alten neuen Drahtesel: Marian Kolarczyk und Adane Kena.
ALSFELD (gsi). Um sich in Alsfeld und Umgebung halbwegs unabhängig bewegen zu können, braucht es ein eigenes Fortbewegungsmittel - wer wüsste das nicht! Für die vielen Menschen, die inzwischen in Alsfelder Asylunterkünften leben, sind dies die Fahrräder. Zahlreiche Menschen haben im vergangenen Jahr ihre alten Drahtesel gespendet, viele der Vehikel gingen an die Fahrradwerkstatt der Caritas, einer Initiative des Elterntreffs der katholischen Pfarrgemeinde. Dort wurden sie in einer kleinen Werkstatt von Freiwilligen gecheckt, repariert und an die Flüchtlinge weitergegeben. Diese wiederum wurden selbst angeleitet, ihre Fahrräder instand zu halten und zu reparieren. Die Zahl der Flüchtlinge wächst weiter, Stadt und Kreis stellen vermehrt Wohnraum und Unterkünfte zur Verfügung, um die Menschen aufzunehmen. Und so werden auch wieder neue Fahrräder für sie gebraucht. "Wir hoffen, dass ganz viele Menschen sich zu Weihnachten E-Bikes gewünscht haben und nun leichten Herzens ihre alten Fahrräder weitergeben können", lacht Werner Haijenga vom Werkstatt-Team der Caritas. Gemeinsam mit Gerhard Pranz erklärte er am vergangenen Samstag die Werkstatt nach der Winterpause wieder für eröffnet. Gleich zum ersten Treffen in dem kleinen Unterstand auf dem Gelände der katholischen Pfarrgemeinde konnten die beiden zwei neue "Kunden" begrüßen, die tatsächlich schon mit einem neuen alten Drahtesel aus vorwinterlichem Bestand von dannen ziehen konnten. Besonders aber freuten sie sich über einen weiteren versierten Helfer in ihrer Gruppe: Mit Marian Kolarczyk ist ein ausgewiesener Fahrradfachmann zu der Truppe gestoßen, der sogleich überprüfte, ob die Fahrräder, die Adane Kena und Khalil Isaaq mitnahmen, auch fahr- und verkehrstauglich sind.
"Die Fahrräder, die wir hier weitergeben, sehen wir in der Regel nicht wieder", erläutert Gerhard Pranz, "es sei denn, die neuen Besitzer kommen zum Reparieren und Instandhalten vorbei." Nicht zuletzt ist die Werkstatt - neben der praktischen Absicht - auch ein Treffpunkt für die Asylbewerber. Die Fahrräder ziehen häufig mit ihren Besitzern um, oftmals werden sie auch gestohlen oder mutwillig demoliert. Manche sind auch schon so alt, dass sie trotz Instandsetzung nicht mehr allzu lange halten. Der Bedarf an neuen gebrauchten Fahrrädern bleibt also aus vielen Gründen bestehen. Für die Reparatur gibt es ein Budget, das die Caritas bereitgestellt hat, die Arbeiten in der Werkstatt werden von Ehrenamtlichen gemeinsam mit den Flüchtlingen durchgeführt. Damit wird auch die Eigenverantwortung der neuen Besitzer für ihre Räder gefördert. Erster wichtiger Tipp: Ein gutes Fahrradschloss kaufen.
"Wir suchen wirklich alles", führt Gerhard Pranz aus, "auch Kinderräder und Kindesitze, denn es sind auch viele Familien unter den Flüchtlingen." In den Asylbewerberheimen und -unterkünften hängen Wartelisten für die Fahrräder. Diese sollen jetzt nach der Sommerpause langsam abgearbeitet werden.
"Wer Interesse hat, bei uns mitzuarbeiten oder ein oder mehrere Fahrräder zur Verfügung stellen möchte, kann einfach zu unseren Treffen kommen oder sich telefonisch bei uns melden", so Pranz und Haijenga. Die Treffen finden immer am ersten Samstag im Monat um 10:30 auf dem Gelände hinter dem Haus der katholischen Kirche, erreichbar von der Straße "Im Grund", statt. Die Telefonnummern von Gerhard Pranz und Werner Haijenga sind 06632 5536 (Pranz) und 06631 918033 (Haijenga).