In einer der Wohnküchen sprachen (v.l.) Bereichsleiter Andreas Fölsing, Willfried Deusinger, Gertrud Schaeg und Caritasdirektorin Eva Hofmann über das Caritashaus Maria Frieden. Quelle: Caritasverband Gießen
Caritasdirektorin Eva Hofmann und Andreas Fölsing, Bereichsleiter Alten- und Krankenhilfe sowie Einrichtungsleiter der Einrichtung, hielten im Gespräch mit der Presse Rückblick auf die zehn Jahre. Ein Neubau wurde ab 2013 geplant, weil der Vorgängerbau an der Frankfurter Straße nicht mehr zeitgemäß war. "Wir wollten ein modernes Haus, in dem sich Menschen in ihrem letzten Lebensabschnitt wohlfühlen können", sagte Eva Hofmann. "Ich bin froh, dass ich hier bin", sagte die 91-jährige Gertrud Schaeg. Und Wilfried Deusinger ergänzte: "Niemand wünscht sich, ins Heim zu kommen. Aber ich kam die Treppen nicht mehr hoch, darum bin ich in Maria Frieden. Und es ist alles ok hier." Schaeg hatte zuvor auch andere Häuser kennengelernt und betont: "Die Zuwendung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist in Maria Frieden sehr positiv!" Beide engagieren sich im Heimbeirat. "Es dauerte seine Zeit, bis das neu erbaute Caritashaus wirklich ein Zuhause geworden ist. Inzwischen ist Maria Frieden ein wunderbares Haus geworden, in dem sich die Bewohnerinnen und Bewohner wohlfühlen und die Mitarbeitenden gerne arbeiten", freut sich Caritasdirektorin Hofmann.
Wie in einer Familie
98 Bewohnerinnen und Bewohner leben in sieben Hausgemeinschaften. Jeweils 14 Einzelzimmer mit je eigenem Bad gruppieren sich um eine große gemeinsame Wohnküche. "Die Zimmer bieten Privatsphäre und Rückzugsmöglichkeit. Aber zugleich ermöglichen der Gemeinschaftsraum in Form der Wohnküche und der Garten Raum für Geselligkeit und Kontakt, Orientierung und Mobilität", erklärt Eva Hofmann. Fölsing vergleicht das Leben in einer Hausgemeinschaft mit dem in einer Familie. Eine zentrale Rolle spielen die jeweiligen "Alltagsbegleiterinnen", die nicht nur das Essen kochen - nur das Fleisch oder andere Hauptzutaten werden fertig aus der Küche des Pflege- und Förderzentrums St. Anna geliefert. Sie sind auch den ganzen Tag die zentralen Ansprechpersonen für die Bewohnerinnen und Bewohner für alles, was nicht mit Pflege zu tun hat. Sie sprechen und spielen mit den alten Menschen. "Pflege und Wohnen stehen hier auf gleicher Stufe", sagt Fölsing. "In Gießen sind wir das einzige Haus mit diesem Konzept."
Vor zehn Jahren hätten die Seniorinnen und Senioren auch mal zusammen mit den Alltagsbegleiterinnen Kartoffeln geschält oder den Salat geputzt. Aber das geschehe heute nur noch selten, erzählt Eva Hofmann. Heute hätten die Menschen, wenn sie ins Heim kämen, oft schon einen höheren Pflegegrad als vor zehn Jahren, sodass die körperlichen und geistigen Einschränkungen größer sind. Die heutigen Hygienevorschriften machten die Mitarbeit der alten Menschen an der Küchenzeile aber auch fast unmöglich, sagt Andreas Fölsing.
Umfangreiches Betreuungsprogramm
Aber auch ohne Kartoffelschälen gibt es in der Einrichtung für die Bewohnerinnen und Bewohner keine Langeweile. Neben Pflegekräften und Alltagsbegleiterinnen gibt es weitere Betreuungskräfte, die jede Woche ein umfangreiches Programm anbieten: Bingo, Theaterspielen, entspannen, kegeln, malen, basteln, Gymnastik, Wurfspiele, singen, Gedächtnistraining und vieles mehr steht auf dem Wochenplan. Dabei geht es nicht nur um Unterhaltung und Spaß, sondern auch darum, die Seniorinnen und Senioren, von denen 40 bis 50 Prozent an Demenz leiden, zu aktivieren.
Ehrenamtliches Engagement
„Ein wunderbares Haus“ ist für Caritasdirektorin Eva Hofmann und Bereichsleiter Andreas Fölsing das Caritashaus Maria Frieden. Quelle: Caritasverband Gießen
Die Menschen im Haus profitieren dabei auch von den Angeboten der Offenen Seniorenarbeit, die in Maria Frieden ihr Büro hat. Viele der offenen Angebote finden im Begegnungszentrum im Erdgeschoss statt, sodass die Bewohnerinnen und Bewohner zusammen mit älteren Menschen aus dem Stadtviertel weitere Angebote wie handarbeiten, Brettspiele, lesen und das Smartphone-Café nutzen können. Mit im Haus ist außerdem der Ambulante Hospizdienst des Caritasverbandes. Vieles wird erst möglich durch die vielen Ehrenamtlichen, die die Angebote im Haus und in den offenen Angeboten unterstützen, begleiten oder selbst leiten. Sie machen Ausfahrten mit der E-Rikscha, gehen mit den alten Menschen einkaufen oder sprechen mit ihnen. Zum Gebäudekomplex gehören außerdem acht Apartments für das Betreute Wohnen mit Notrufverbindung ins Haus, sodass bei Bedarf sehr schnell Hilfe da ist.
"Liebevolle und professionelle Pflege und Betreuung" - das sei der Leitsatz des Hauses, sagt Andreas Fölsing, und christliche Nächstenliebe der Kern. Daraus leite sich ein hoher Anspruch an die Mitarbeitenden ab. Auch bei ihnen versuche er mit dem Leitungsteam, eine gute Atmosphäre zu schaffen, um sie zu halten und einem Mangel vorzubeugen. "Wir bilden viel aus, aber das wird auf Dauer nicht reichen", sagt Caritasdirektorin Eva Hofmann im Blick auf die Zukunft. Ausländische Fachkräfte werbe der Verband zusätzlich an, aber die bürokratischen Hürden seien nach wie vor enorm. Das zukünftig noch wachsende Problem des steigenden Bedarfs an Pflegekräften sei nur gesamtgesellschaftlich zu lösen.