Alle im Haus seien sehr traurig über die Todesfälle, betont Lucia Bühler, Bereichsleiterin Alten-, Kranken- und Behindertenhilfe des Caritasverbandes Gießen. Heimleitung und Pflegekräfte sind schockiert, wie schnell das Virus sich in der Einrichtung verbreitet hat.
Eine der beiden Frauen sei im Krankenhaus gestorben, eine in Maria Frieden. Beide seien jedoch mit, nicht an Corona gestorben, betont Bühler. Eine Bewohnerin sei bereits palliativ betreut worden, die andere habe schwere Vorerkrankungen gehabt. Und unter den positiv getesteten Bewohnerinnen und Bewohnern hätten die meisten bisher keine oder kaum Symptome.
Die sieben Hausgemeinschaften mit ihren jeweils 14 Bewohnern stehen unter Quarantäne. Das heißt, dass die alten Menschen ihre Hausgemeinschaft nicht verlassen dürfen. Sie wurden gebeten, in ihren Zimmern zu bleiben. Für diejenigen, die an Demenz erkrankt sind, ist dies jedoch kaum zu verstehen und daher auch nicht umsetzbar. Besuche sind zurzeit nicht möglich. Hygieneregeln werden vom Personal so weit wie in der Pflege eben möglich eingehalten, doch Seniorinnen und Senioren leben in ihren Hausgemeinschaften wie in einer Familie und könnten manches nur schwer einhalten. FFP2-Maksen werden vom Personal getragen, für die alten Menschen sind sie aber aufgrund der erschwerten Atmung nicht zumutbar.
Seit dem 19. November führt das Haus auf eigene Initiative Antigentests durch. Bei positiven Testergebnissen folgt ein PCR-Test. Ab Montag werden durch das Deutsche Rote Kreuz Reihen-Schnelltests durchgeführt.
Dass der Caritasverband fast ohne externe Hilfe mit der Situation zurechtkommt, ist möglich, weil andere Bereiche des Verbandes das Personal von Maria Frieden umfassend unterstützen. Aus dem Pflege- und Förderzentrum St. Anna liefert die dortige Küche ab Montag alle Mahlzeiten. Dies entlastet die Alltagsbegleiterinnen, die sich sonst unter anderem um die Mahlzeiten kümmern. Sie können nun die Pflegekräfte unterstützen. Der Ambulante Hospizdienst übernimmt die wichtige Aufgabe, die Angehörigen zu informieren und auf dem Laufenden zu halten, denn diese sind in großer Sorge. Lucia Bühler ist für diese caritasinterne Unterstützung sehr dankbar, aber auch für das enorme Engagement und die Professionalität der Mitarbeitenden in Maria Frieden selbst, die - unterstützt von einigen Zeitarbeitskräften - versuchen, mit Ruhe und Einfühlungsvermögen auf die Unsicherheiten der alten Menschen einzugehen und eine weitere Ausbreitung des Virus so gut wie möglich zu verhindern.
"Uns war aber immer bewusst, dass es auch bei genauer Einhaltung der Hygieneregeln und einer umfangreichen Symptomkontrolle, die wir seit Monaten praktizieren, aufgrund des hohen Alters und der oft mehrfachen Vorerkrankungen der Bewohnerinnen und Bewohner keinen hundertprozentigen Schutz der Bewohner gegen das Coronavirus geben kann", sagte Lucia Bühler. Dass der Fall nun tatsächlich eingetreten ist, sei dennoch ein Schock für Bewohner, Mitarbeitende und die Verantwortlichen beim Caritasverband.