Viel Platz zum Spielen bietet der Garten des Einfamilienhauses, in dem die neue Kindergruppe untergebracht ist.Quelle: Caritasverband Gießen
Seit Jahrzehnten hat die Einrichtung Erfahrung mit stationären Wohngruppen für ältere Kinder und Jugendliche. Doch die Jugendämter stellten in der letzten Zeit vermehrt einen Bedarf für die Aufnahme kleinerer Kinder fest. Wenn Kinder aufgrund schwerwiegender Probleme aus ihren Familien zumindest vorübergehend herausgenommen werden müssen, sind Pflegeeltern nicht immer eine Lösung, erklärt Taraneh Ghasemi, Erziehungsleitung im Kinder- und Jugendhilfeverbund. Mal seien die Pflegeeltern überfordert, mal hätten die Kinder das Gefühl, ihre Eltern aufgeben zu müssen. "Für manche Kinder ist eine Kindergruppe die bessere Lösung."
Oberstes Ziel der neuen Gruppe ist die Rückkehr des jeweiligen Kindes zu seinen Eltern. Diese ist langfristig geplant und setzt eine intensive Elternarbeit sowie eine gute Kooperation aller Beteiligten voraus. Eine weitere Option ist die Vermittlung in eine Pflegefamilie oder das langfristige Aufwachsen in stationärer Jugendhilfe, beispielsweise durch einen sanften Übergang in eine der anderen Wohngruppen von St. Stephanus.
Die neue Gruppe ist speziell auf junge Kinder ausgerichtet, die aufgrund ihrer bisherigen biografischen Erfahrungen einer besonderen pädagogischen Herangehensweise bedürfen: Oft sind die Herkunftsfamilien mit der Vielfalt der an sie gestellten Anforderungen und Erwartungen überfordert. Hinzu kommt, dass bisherige Unterstützung (zum Beispiel durch Familie und Nachbarschaft) mehr und mehr wegbricht. Schwierige Wohnverhältnisse, finanzielle oder gesundheitliche Belastungen und Weiteres stellen zusätzliche Belastungen dar. Die sich daraus ergebenden - oft existenzbedrohenden - Notlagen gefährden oder verhindern ein gesundes Aufwachsen der Kinder. Weitere Aufnahmegründe können beispielsweise Gewalterfahrungen, Missbrauch oder Verwahrlosung sein.
Der Bewegungsraum ist mit altersgerechten Spielgeräten ausgestattet.Quelle: Caritasverband Gießen
Die Gruppe bietet diesen Kindern ein Umfeld, in dem sie die Möglichkeit bekommen nachzureifen, Entwicklungsschritte aufzuholen und sich zu entfalten. Die Familien erhalten Unterstützung zur (Rück-)Erlangung elterlicher Kompetenz und Verantwortung. Rund um die Uhr werden die Mädchen und Jungen von einem interdisziplinären Fachkräfteteam, unterstützt von einer Hauswirtschaftskraft, betreut.
Die Kindergruppe ist in einem Einfamilienhaus mit großem Garten und diversen Gemeinschaftsräumen im Landkreis Gießen untergebracht. Die Vermittlung von Sicherheit und geregelter Tagesstruktur sind wichtige Bausteine. Dank eines Zuschusses der Glücksspirale von Lotto Hessen in Höhe von rund 59000 Euro konnten Renovierungsarbeiten und Neuanschaffungen finanziert werden. Hierzu zählen unter anderem ein Entspannungs- und Sinnesraum (Snoezelen-Raum) und der kindgerechte Motorik- und Bewegungsraum, welche die Spiel-, Lern- und Bewegungsfreude der kleinen Bewohner anregen, außerdem kindgerechte Möbel und eine professionelle Wickelkommode, angefertigt von der Lebenshilfe, ein Außenspielbereich mit Kletterturm, Sandkasten und Kindersitzgelegenheiten.
Mit viel Freude und strahlenden Kinderaugen nehmen die jungen Bewohner ihr neues Zuhause auf Zeit an, berichtet Taraneh Ghasemi. Der Caritasverband Gießen bedankt sich bei der Glücksspirale, dass all dies realisiert werden konnte.