Mitarbeiter der Caritas im Libanon besuchten die Obdachgruppe für unbegleitete minderjährige Ausländer des Caritasverbandes Gießen und wurden von Bereichsleiter Ulrich Dorweiler (l.) und Gruppenleiterin Tatjana Krug (2.v.l.) informiert.Foto: Caritasverband Gießen
Nachdem im Frühjahr Mitarbeiter aus verschiedenen deutschen Caritasverbänden eine Reise in den Libanon unternommen hatten, um sich über die Arbeit der Kollegen dort ein Bild zu machen, waren nun Rana Rahhal, Hyrina Chamieh und Ramzi Abou Zeid zu Gast bei den Gießener Caritasmitarbeitern. Begleitet wurden sie von Stefan Teplan und Christine Decker von Caritas International. Caritasdirektor Joachim Tschakert, die Bereichsleiter Ulrich Dorweiler und Wolfgang Haasler und Flüchtlingsberaterin Malin Schwarz berichteten gemeinsam mit Annette Berndt vom Jugendamt der Stadt Gießen über ihre Arbeit. Besonders interessiert waren die Gäste an der Arbeit mit unbegleiteten minderjährigen Ausländern (umA) im Kinder- und Jugendheim St. Stephanus, wo sie mehrere Gruppen besuchten.
Der Libanon muss zurzeit enorme Flüchtlingszahlen verkraften. Bei nur vier Millionen Einwohnern leben dort rund eine Million Flüchtlinge aus dem Nachbarland Syrien. Die Arbeit der libanesischen Caritas wird auch mit Steuermitteln aus Deutschland und Spendengeldern von Caritas International finanziert. Ihr ist es angesichts der großen Flüchtlingszahlen aber kaum möglich, die Hilfe auf die unterschiedlichen Gruppen zuzuschneiden. Im Libanon wird die Flüchtlingsarbeit vor allem von den Nicht-Regierungs-Organisationen (NGOs) wie der Caritas bewältigt. Es gebe wenig Unterstützung von Staat und Kommunen, berichtete Rana Rahhal. Für spezielle Fälle wie etwa pflegebedürftige Senioren oder umA gebe es keine Pläne und die Caritas vor Ort könne diese Arbeit auf Dauer nicht allein leisten.
So zeigten sich die Gäste beeindruckt von der Zusammenarbeit von Städten, Ländern und Bund in Deutschland bei der Betreuung der Flüchtlinge und von den speziellen Gruppen für die Minderjährigen, die ohne erwachsene Begleitung hier ankommen und für die sie sich auch im Libanon eine bessere Betreuung wünschen.
Tschakert und Dorweiler berichteten von der Herausforderung, trotz der enormen Schwankungen bei den Flüchtlingszahlen in Deutschland ein angemessenes Betreuungsangebot für umA vorzuhalten. Mit Raju Lama stellte sich einer der früheren Jugendlichen vor, der inzwischen in der Altenpflege des Verbandes eine Ausbildung abgeschlossen und in der ambulanten Pflege eine feste Arbeitsstelle gefunden hat. Wie ihm gehe es vielen, sagte Tschakert. Nachdem sie als Flüchtling anerkannt worden sind, wollten sie einen Beruf finden, um die Familie in der Heimat finanziell zu unterstützen. Für die betreuten Erwachsenen käme die schwierigste Phase oft dann, wenn alle wichtigen Dinge geklärt seien und sie zur Ruhe kämen, erzählte Malin Schwarz, die in der Flüchtlingsberatung arbeitet. Dann erst kämen die Gefühle hoch und die Ängste um die Familie in der Heimat.
Die Caritasmitarbeiter aus dem Libanon werden insgesamt eine Woche in Deutschland sein und unter anderem an einem Workshop mit weiteren deutschen Kollegen teilnehmen.