Veranstalter war die Erwachsenenbildung im katholischen Pfarreienverbund. Die Diskussion beleuchtete nicht nur die Probleme, sie diskutierte auch Lösungsansätze.
Ausgangspunkt für die Wahl des Themas war das Jahresthema des Deutschen Caritasverbandes: "Jeder Mensch braucht ein Zuhause". Wie in vielen anderen Kommunen ist es auch in Gießen inzwischen sehr schwierig, bezahlbaren Wohnraum zu finden. Gerade an Wohnungen, die den KdU-Richtlinien (Kosten der Unterkunft) entsprechen, mangelt es. Nach diesen Richtlinien erhalten Menschen, die Arbeitslosengeld oder andere Sozialleistungen beziehen, Geld für die Miete. Hier bestehe "dringender Handlungsbedarf", sagten Angela Linke und Brigitte Schütz von der Allgemeinen Sozialberatung des Caritasverbandes Gießen.
Teilnehmer auf dem Podium waren die Oberbürgermeisterin Dietlind Grabe-Bolz, der Geschäfts-führer der Wohnbau Gießen Reinhard Thies, Rechtsanwalt Martin Kaulbach, der viele Mandanten zum Mietrecht berät und Andrea-Barbara Walker, Geschäftsführerin des Vereins "Haus und Grund". Moderiert wurde die Diskussion von Hartmut Fritz, ehemaliger Caritasdirektor in Frankfurt.
Eine Untersuchung, die von der Stadt in Auftrag gegeben wurde, fand heraus, dass bis 2030 rund 1000 bis 1500 geförderte Wohnungen benötigt werden. Mittelfristig würden bis 2021 400 neue Sozialwohnungen gebaut. Aus dem Publikum wurden die Podiumsteilnehmer zur Fehlbelegungsabgabe und zur Notwendigkeit sehr aufwändiger Sanierungen von Sozialwohnungen befragt. Rechtsanwalt Kaulbach regte eine Anlaufstelle für Wohnungssuchende nach dem Modell eines Wohnhilfebüros an. Die Oberbürgermeisterin kündigte an, einen Fachdienst Wohnen im Rathaus anzusiedeln. Die Geschäftsführerin von "Haus und Grund" berichtete, dass private Vermieter durchaus bereit seien, Wohnungen sozial schwächeren Menschen zur Verfügung zu stellen.
Eine Studentin der Initiative "Wohnen für Hilfe" rundete den Abend mit Informationen zu alternativen Wohnmöglichkeiten ab. Das Konzept sieht vor, dass Eigentümer oder Mieter günstigen Wohnraum an Studierende (unter-)vermieten, um im Gegenzug Hilfeleistungen in alltäglichen Belangen zu bekommen, etwa Babysitterdienste. Von Mitgliedern des Vereins "Wohnen unter Freunden" erfuhren die Anwesenden, wie mühsam es sein kann, neue Formen des gemeinsamen Wohnens zu etablieren.