Immer, wenn einer mit der Hand die ballförmige Lichtprojektion auf dem Tisch berührt, springt sie weg und ein anderer ist dran. Viel Freude haben die meisten, die sich um den Tisch geschart haben, auch an den Seifenblasen, die bei "Berührung" mit einem lauten "Plöp" platzen. Das Geräusch kommt aus dem Metallkasten unter der Decke des Raumes, der diese originellen Spielmöglichkeiten hervorbringt - die "Tovertafel", zu Deutsch: Zaubertisch. Auch Blüten, die durch Drehen immer größer werden, oder Sterne, die bei Berührung verschwinden, gehören zu den Spielen.
Infrarotsensoren nehmen Bewegungen wahr
Die Tovertafel wurde in den Niederlanden für und mit Menschen, die an Demenz erkrankt sind, entwickelt. Das Gerät erzeugt interaktive Lichtprojektionen, die auf einen Tisch fallen. Die Senioren können die Projektionen auf dem Tisch mit ihren Händen berühren. Mithilfe von Infrarotsensoren reagiert das Gerät auf die Aktionen der Senioren. Ein Beamer samt Lautsprecher über dem Tisch mit einem Prozessor macht dies möglich. Die Anschaffung der Geräte des Caritasverbandes Gießen wurde von der Glücksspirale finanziell unterstützt.
Es ist ganz leicht: Selbst bei nicht mehr gut koordinierten Bewegungen passiert etwas auf dem Tisch. Britta Nies, Leiterin des sozialen Dienstes, ist begeistert: "Gerade an Demenz Erkrankte reagieren ganz toll auf die Spiele. Manche, die sonst eher apathisch wirken oder keine Freude an Gruppenangeboten haben, machen hier gerne mit. Sie werden aktiv und bewegen sich. Und die, die eher an innerer Unruhe leiden, konzentrieren sich und werden ruhig. So werden kognitive und soziale Fähigkeiten gestärkt."
Eine Dame, die bei Ball-. Blumen- und Seifenblasenspielen nur ruhig zusah, rät später eifrig Sprichwörter. "Der Krug" schreibt die Tovertafel auf den Tisch und die Frau sagt: "...geht so lange zum Brunnen bis er bricht". So wird ihr Erinnerungsvermögen geweckt.
Freude am Spiel
"Die Spiele sind sehr unterschiedlich und wir können je nach Zusammensetzung der Gruppe das Passende aussuchen", erzählt Einrichtungsleiter Christian Jung. "Jeder kann im Rahmen seiner Möglichkeiten gefördert werden." Das Gerät ist transportabel und kann in allen Wohnbereichen eines Hauses eingesetzt werden. Acht Spiele hat das Caritashaus Maria Frieden bisher gekauft, weitere sollen noch hinzukommen. Auch im Gießener Pflege- und Förderzentrum St. Anna und im Friedberger Caritaszentrum St. Bardo wurde jeweils ein Gerät angeschafft.
Die spielenden Senioren machen sich keine Gedanken über den therapeutischen Nutzen, sie haben einfach Freude am Spiel. Eine entdeckt zwischen den Blumen einen Schmetterling und fängt an zu singen: "Schmetterling, du kleines Ding…". Und eine andere macht ihrer Nachbarin Mut: "Du brauchst doch keine Angst zu haben!" So regt die Tovertafel das Gespräch an. Auch für behinderte Menschen will der Verband das Gerät einsetzen.
"Was ist das für eine Blume?" fragt Betreuungsassistentin Monika Walden in die Runde. Immer sind Mitarbeitende bei den Spielen dabei, um zum Mitspielen anzuregen oder zum Gespräch zu animieren.
Nach über einer Stunde sind zwei der Frauen immer noch aktiv, von Ermüdung keine Spur. Bewohner wie Gäste sind verzaubert von den spielerischen Lichtprojektionen des "Zaubertischs".