Ein wenig wie Theaterlogen wirkten die acht Balkone in den vier Etagen. Mit Rollstühlen und Rollatoren waren viele der Senioren und Menschen mit Behinderungen dorthin gekommen. Die Bettlägerigen, auch die Menschen im Wachkoma, konnten durch geöffnete Fenster die Musik hören. So waren alle von der Sängerin weit entfernt, wie es den Sicherheitsvorkehrungen im Blick auf das Coronavirus entspricht.
Die geplanten Konzerte und Auftritte der bekannten Künstlerin in den nächsten Wochen waren alle abgesagt. ´Da wollte sie die freie Zeit sinnvoll nutzen und Menschen, die von den Folgen der Pandemie besonders betroffen sind, eine Freude machen. Nach einem ersten Auftritt in einer Altenpflegeeinrichtung in Krofdorf fand der zweite im Caritashaus Maria Frieden statt. Dann folgte St. Anna und weitere Konzerte dieser Art sind schon geplant.
Die Menschen auf den Balkonen in St. Anna waren dankbar für dieses ehrenamtliche Engagement, denn Gage will Ingi Fett dafür nicht. Manche lächelten, viele klatschten im Takt und einige sangen begeistert mit. Ingi Fett bot ihnen mit ihrer warmen Stimme viele bekannte Lieder von Schlagern wie "Drei kleine Italiener" oder "Que sera sera" bis zu nachdenklichen Songs wie dem Hallelujah von Leonard Cohen.
Auch die Sängerin selbst war dankbar: "Das sind Momente, die man für sich aufheben kann", sagte sie. Sie warf den Senioren einen Luftkuss zu und sagte: "Ich würde euch jetzt so gerne in den Arm nehmen!"
Christian Jung, Leiter der beiden Altenpflegeeinrichtungen der Caritas, und Britta Nies, Leiterin des Sozialen Dienstes, freuten sich, dass in der Coronakrise schon mehrfach Musiker die Senioren und die Menschen mit Behinderungen mit ihren Konzerten im Freien unterhalten haben und werden. "Wir merken manchen Bewohnern an, dass die Kontaktsperren sie belasten", sagte Jung. Ihnen fehlten vor allem die Besuche der Angehörigen. Auch innerhalb des Hauses müssten sie jetzt in ihren jeweiligen Wohnbereichen bleiben. Zwei Tablets hat die Caritas angeschafft, damit sie mit ihren Lieben skypen können. Natürlich wird auch viel telefoniert und die Mitarbeiter des Sozialen Dienstes kümmern sich intensiv um die Menschen. Aber ein solches Konzert ist dann eine besondere Abwechslung und manche sangen beim letzten Lied begeistert mit: "Ein schöner Tag".