Als ein Zeichen des Dankes und „damit sie sich ein Stück Leichtigkeit bewahren können“, so Kurz, überreichten (v. l. stehend) Birgit Kurz, Christiane Lepper-Kothe und Christoph Poß Luftballons an die ehrenamtlichen Mitarbeiter des Ambulanten Hospizdienstes.Caritasverband Gießen
Christoph Poß, Leiter offene Dienste der Alten- und Behindertenhilfe beim Caritasverband, begrüßte neben den Ehrengästen vor allem die vielen Ehrenamtlichen, die im Hospizdienst mitmachen. "Ohne Sie wäre diese Arbeit nicht möglich", betonte er. Über 250 Ehrenamtliche engagierten sich in den vergangenen 20 Jahren für Sterbende, Angehörige und Trauernde. Allein im vergangenen Jahr waren die aktuell etwa 40 Helfer fast 1200 Stunden im Einsatz.
Ein Stück Hirtendienst und Zeichen der Solidarität
Als "ein Stück Hirtendienst" bezeichnete der Vorsitzende des Caritasaufsichtsrats Pfarrer Hans-Joachim Wahl die Arbeit des Hospizdienstes. "Sie vermitteln den Menschen das Gefühl, auch am Ende ihres Lebens gehalten zu sein von Liebe und Zuverlässigkeit der Menschen. So können sie leichter glauben an die Hirtensorge Gottes."
Auch Anita Schneider, Landrätin des Landkreises Gießen, dankte den Mitarbeitern des Hospizdiensts. "Sie setzen ein Zeichen für Solidarität und Wertschätzung in gegenüber den Sterbenden." Damit ständen sie im Kontrast zur Gesellschaft, die das Thema Tod gerne verdränge.
Für Caritasdirektorin Eva Hofmann ist die Arbeit des Hospizdienstes auch eine Antwort auf die Diskussion über Sterbehilfe. "Unsere Erfahrung zeigt: eine möglichst optimale Versorgung von Schwerstkranken wirkt dem Wunsch nach Sterbehilfe entgegen. Nicht Sterbehilfe ist nötig, sondern eine menschenwürdige Gestaltung des Sterbens und der Trauer." Dazu leiste der Hospizdienst einen wichtigen Beitrag. Hofmann bedankte sich besonders bei den ehrenamtlichen Mitarbeitern für ihr "beeindruckendes Engagement".
Sterben bleibt ein Geheimnis
Birgit Kurz ist eine der Koordinatorinnen des Ambulanten Hospizdienstes, die die ehrenamtlichen in Kursen auf ihre Tätigkeit vorbereiten und sie während der Begleitungen unterstützen. Die Ehrenamtlichen müssten sehr flexibel auf die Anfragen reagieren, die oft überraschend kommen und einen schnellen Einsatz erfordern, der aber manchmal auch über einen längeren Zeitraum laufen könne. "Als ich mit dieser Arbeit begann, dachte ich, dass ich irgendwann gelernt haben werde, wie das geht, Sterbende zu begleiten. Aber das ist falsch. Jeder Mensch stirbt anders und braucht seine je eigene Begleitung. Es bleibt ein Geheimnis - wie die Geburt."
Christiane Lepper-Kothe, die zweite Koordinatorin, berichtete von der Trauerarbeit des Hospizdienstes. Dies sei notwendig, weil "unsere Gesellschaft wenig Raum bietet, seine Trauer zum Ausdruck zu bringen und die Trauer in den privaten Raum verdrängt". Der Hospizdienst bietet Einzelgespräche und Gruppen für Trauernde an.
Der Ambulante Hospizdienst will Menschen ermöglichen, die Phase des Sterbens möglichst selbstbestimmt zu verbringen und ihre Lebensqualität weitestgehend aufrecht zu erhalten. Die Ehrenamtlichen schenken Zeit ohne Druck und ein offenes Ohr. Sie lesen vor, hören zu, sprechen mit Angehörigen - in jedem Einzelfall anders, wie es gerade gebraucht wird.
Mit dieser Arbeit betrat der Caritasverband vor 20 Jahren Neuland. Heute empfinden Haupt- und Ehrenamtliche die ambulante Hospizarbeit als herausfordernd und bereichernd zugleich. Birgit Kurz: "Wir empfinden eine große Dankbarkeit für das Vertrauen, das uns entgegengebracht wird. Wir sind nicht nur Gebende, wir bekommen auch sehr viel zurück!"
Für den musikalischen Rahmen sorgt die Gruppe "Die Sphielrattzen" aus Großen-Buseck mit Klezmermusik (aki).