Veranstaltet wurde die Reihe vom Caritasverband Gießen und dem Katholischen Dekanat Wetterau-West in Kooperation mit dem Katholischen Bildungswerk Oberhessen. Gerade im Rahmen des Pastoralen Wegs, des Reform- und Strukturprozesses im Bistum Mainz, rückt das Thema verstärkt in den Mittelpunkt, denn auf die Ehrenamtlichen kommen neue Aufgaben zu. In vielen Gemeinden und kirchlichen Einrichtungen wird es gleichzeitig schwieriger, neue Ehrenamtliche zu gewinnen und die vorhandenen zu halten.
Ziel der Veranstaltung war, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu befähigen, als Ehrenamtskoordinatorinnen und -koordinatoren die Arbeit mit den freiwillig Engagierten in ihren Gemeinden, der Caritas oder an anderer Stelle zu organisieren, zu gestalten und zu fördern. Die Reihe bot dafür eine Mischung aus theoretischen Informationen und sehr praxisnahem Austausch. Geleitet wurde die Reihe von den Referentinnen und Freiwilligenmanagerinnen Ursula Stegemann, (Referentin für freiwilliges Engagement in der Diakonie Hessen) und Martina Geßner (Erwachsenenbildnerin und Prozessberaterin beim Pastoralen Weg). Beide brachten viel Erfahrung in der Ehrenamtsarbeit und in der Beratung von Freiwilligenkoordinatorinnen und -koordinatoren ein.
Ehrenamtliche gewinnen, begleiten, verabschieden
Geplant war die Reihe mit zwei Präsenzveranstaltungen und vier Online-Abenden. Doch coronabedingt musste das erste Treffen am 5. Februar dann doch auch online stattfinden. Am 9. April konnte sich die Runde nach vier Online-Abenden dann für den Abschlusstag im Nieder-Mörler Pfarrheim treffen. Am ersten Tag war es vor allem um die Frage gegangen, was heutige Ehrenamtliche von denen früher unterscheidet, warum sie andere Anforderungen an ihre Aufgabe haben, auf die sich die Gemeinden einstellen sollten. So sind viele Menschen heute eher für kurzfristige, zeitlich klar definierte Aufgaben zu gewinnen als für langfristige Aufgaben. Dies hängt damit zusammen, dass in den Familien häufig beide Elternteile berufstätig sind, so dass wenig Zeit für zusätzliche Aufgaben bleibt. Ähnlich ist es auch bei Menschen im Rentenalter, bei denen oft viele weitere Aufgaben wie Betreuung der Enkel, Pflege des Partners oder andere Ehrenämter anfallen. Bei den Online-Abenden ging es um Rahmenbedingungen in den Gemeinden, um die Gewinnung und Einführung neuer Ehrenamtlicher, um das Halten und Begleiten der freiwillig Engagierten, um die Zusammenarbeit zwischen Haupt- und Ehrenamtlichen und eine gute Verabschiedung. Am Abschlusstag standen Grenzen und Probleme freiwilligen Engagements im Mittelpunkt. Es wurden aber auch in Rollenspielen konkrete Problemsituationen und ihre Lösungen thematisiert.
Kommunikation auf Augenhöhe
Deutlich wurde, dass Ehrenamtliche eine gute Begleitung durch Hauptamtliche und klare Rahmenbedingungen brauchen, dass sie in ihren Fähigkeiten, Wünschen und Bedürfnissen ernstgenommen werden wollen und eine "Kommunikation auf Augenhöhe" erwarten. Dabei sollen sie keine "Lückenbüßer" für fehlende Hauptamtliche sein, sondern wollen aus ihrer Berufung als getaufte Christinnen und Christen heraus eine eigene Verantwortung für ihre Kirche übernehmen. Nicht nur in schwierigen Situationen sollte immer wieder das persönliche Gespräch mit den Ehrenamtlichen gesucht werden.
Charismenorientierung
Michael Wagner-Erlekam, stellvertretender Dezernent im Seelsorgedezernat des Bischöflichen Ordinariats Mainz, war zur Abschlussveranstaltung gekommen. "Hier wurde etwas Wichtiges angestoßen. Das ist ein großes Zukunftsthema", sagte er und dankte dem Organisationsteam aus Andreas Münster (Dekanat), Markus Horn und Andrea Kipp (beide Caritasverband) und Sirin Bernshausen (Bildungswerk) für ihre Arbeit. Während man früher in den Gemeinden nur auf den Bedarf an Ehrenamtlichen für bestimmte Aufgaben geschaut habe, komme nun verstärkt der charismenorientierte Sichtweise zur Geltung, die schaut, was der Einzelne an Talenten und Wissen einbringen kann und will. Wenn es im Pastoralen Weg um das Teilen der Verantwortung gehe, werde im Bistum auch darüber nachgedacht, wie langfristig in "Gemeindeteams" Ehrenamtliche Anteil an der Leitung von Gemeinden haben könnten.
Das Bistum habe eine neue Stelle eines Referenten für Ehrenamtsförderung geschaffen, um sich dem Thema Engagementförderung verstärkt zu widmen, berichtete Wagner-Erlekam. Auch der Caritasverband für die Diözese Mainz will sich zukünftig verstärkt mit dem Thema Ehrenamt befassen und mit neuen Angeboten die Arbeit vor Ort verstärkt unterstützen.
Markus Horn dankte dem Bistum und dem Diözesancaritasverband für die finanzielle Unterstützung, die die Veranstaltung erst möglich gemacht hatte, die ein Pilotprojekt für ähnliche Veranstaltungen in anderen Regionen des Bistums sein soll. "Wir hoffen, dass es weitergeht!", betonte er am Ende der Veranstaltung. Er ermunterte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, neue Elemente in ihren Gemeinden auszuprobieren. Die Reihe habe ein Fundament gelegt und jeder müsse nun für sich selbst entscheiden, wieviel, wann und wie er das Erlernte in die Gemeinde einbringe.