Zwölf ehrenamtliche Fahrerinnen und Fahrer sorgen dann für frischen Wind um die Nase. Die 90-jährige Auguste Grebe hat schon einige Touren erlebt. "Das ist schön, sehr schön", freut sich die Bewohnerin von St. Anna auf ihre nächste Tour. Kurze Strecken im Haus kann sie noch mit einem Rollator bewältigen, aber für längere braucht sie einen Rollstuhl. Hinter ihr in die Pedale tritt an diesem Tag Bernd Stäudtner. Der Ehrenamtliche fährt nicht nur selbst die Seniorinnen und Senioren, er ist "Kapitän" für die E-Rikschas und zeigt den "Pilotinnen" und Piloten", wie sie mit der E-Rikscha umgehen müssen. Das sind ehrenamtliche Engagierte, aber auch einige Mitarbeitende wie die Leiterinnen der Sozialen Dienste in den beiden Häusern, Lisa Peppler und Franziska Feick, sind dabei.
Schon im Sommer hatte der Caritasverband Gießen für seine Einrichtungen eine E-Rikscha im Rahmen einer gemeinsamen Aktion der Initiative Demenzfreundliche Kommune - Stadt und Landkreis Gießen, des Vereins "Radeln ohne Alter" und eines Angebots des Landes Hessen kostenlos nutzen können. Das Angebot wurde gut angenommen, aber für Menschen, die wie Auguste Grebe auf einen Rollstuhl oder einen Rollator angewiesen sind, war es nicht geeignet. Darum organisierte Gundula Breyer, beim Caritasverband unter anderem zuständig für die Arbeit mit Ehrenamtlichen und die Offene Seniorenarbeit, die Rollstuhlrikscha - erneut finanziert durch das Land Hessen.
"Bereichernde Aufgabe"
"Die Pilotinnen und Piloten empfinden das als eine total bereichernde Aufgabe. Sie haben viel über das Leben der alten Menschen erfahren. Und die Bewohnerinnen und Bewohner kommen immer mit einem strahlenden Gesicht zurück", erzählt Gundula Breyer. Auch Bernd Stäudtner sagt: "Ich bin begeistert! Das ist eine schöne Erfahrung!" Er freut sich, sein Hobby Radfahren hier einbringen zu können. Allerdings müsse man zunächst schon ein wenig üben, denn die E-Rikschas - egal ob für Rollstuhlfahrer oder mit zwei Passagierplätzen - fahren sich schon anders als ein Fahrrad. Auch das Auffahren des Rollstuhls auf die Rampe müsse geübt werden und es sei gut, dass immer ein Mitarbeiter beim Auf- und Abfahren dabei sei. Eine dicke Kuscheldecke liegt bereit, damit die Passagiere während der etwa 30-minütigen Fahrt bei herbstlichen Temperaturen nicht frieren.
Der Caritasverband wird die E-Rikscha, die er noch bis in den Dezember hinein zur Verfügung hat, auch anderen Einrichtungen und - je nach Kapazität - Privatpersonen zur Verfügung stellen.
Pilotinnen und Piloten gesucht
Wer als Pilotin oder Pilot mitmachen will, meldet sich bei Gundula Breyer, Caritasverband Gießen, E-Mail: gundula.breyer@caritas-giessen.de, Telefon (mobil) 0151 44234027.
Der Caritasverband überlege, selbst eine E-Rikscha zu kaufen, erzählt Andreas Fölsing, Leiter des Caritashauses Maria Frieden. Doch man sei froh, nun erst einmal mit den zwei Varianten der E-Rikscha Erfahrungen sammeln zu können und auch zu sehen, was die Seniorinnen und Senioren und die Menschen mit Behinderungen bevorzugen. Aber auch eine Anschaffung durch die Stadt Gießen für alle Pflegeeinrichtungen wäre gut, ergänzt Jan-Hendrik Niedorf, Leiter von St. Anna.
E-Rikscha auf der Senior*innenmesse
Wer die E-Rollstuhlrikscha kennenlernen will, hat dazu im Rahmen der Gießener Senior*innenmesse am 2. Oktober von 12 bis 17 Uhr im Theaterpark Gelegenheit.