20 Frauen waren zum Neustart des Frauenfrühstücks nach der Coronapause ins Butzbacher Gemeindehaus gekommen und bedienten sich zunächst am vielfältigen Frühstücksbuffet. Die Zeit zu Gespräch und Begegnung an frühlingshaft dekorierten Tischen wurde gern genutzt. Danach gingen die Referentinnen anhand vieler Beispiele aus ihrer eigenen Arbeit und auch anhand der Erzählungen der Teilnehmerinnen auf das Thema ein. "Durch mein Da-sein kann ich die schwere Situation eines Schwerstkranken etwas leichter machen", fasste Michaela Augustin-Bill ihre Erfahrung zusammen. Dabei gehe es immer zuerst darum, wie die Situation und das Empfinden des Gegenübers und das eigene gerade ist. Dies verlange viel Einfühlungsvermögen und Intuition, aber auch einen Blick auf das, was einem selbst gerade möglich ist. Dann aber könne es dem anderen helfen.
Dafür gebe es wegen der Verschiedenheit der Menschen, der Situationen und Empfindungen keine Patentrezepte. Was beim einen gerade gut tut, empfindet die andere als abstoßend, erzählten die Referentinnen anhand von Beispielen aus der eigenen Arbeit mit Schwerstkranken und Sterbenden in Gießen.
Sie suchten mit den Teilnehmerinnen zunächst nach Kraftquellen für diese selbst, damit die Frauen überhaupt die Energie haben, für andere in so schwierigen Situationen da zu sein. Gebet, Gottesdienst und Exerzitien wurden genannt, Gespräche mit nahestehenden Menschen, Bewegung und das Erleben der Natur, Stille, Kreatives, aber manchmal auch die gewohnte Struktur des Alltags könnten hilfreich sein. Wichtig sei, solche Quellen zu kennen und ihre Nutzung einzuüben, schon bevor so schwierige Situationen zu bewältigen seien, betonte Kurz.
Ebenso unterschiedlich wie diese Kraftquellen war auch das, was die Referentinnen gemeinsam mit den Frauen als hilfreich für schwer leidende Menschen beschrieben: Musik, besonders Singen, manchmal auch einfach nur da sein, die Stille mit dem Betroffenen aushalten , auch mal weinen, gemeinsam beten und anderes, das auch als Kraftquellen für die Frauen genannt worden war. Immer gehe es darum, zu versuchen zu spüren, was den anderen bewegt und das auszudrücken. Dies könne viel zur Entspannung und Erleichterung einer sehr schweren Situation beitragen.
Kurz erläuterte dies anhand ihres Einsatzes als Clownin "Rosalinde" im Hospiz, die sie mit Fotos und einem Radiointerview veranschaulichte. Da war die Frau, die vor Wut und Ärger über ihre Erkrankung stocksteif und stumm in ihrem Bett lag. "Rosalinde" versuchte, ihren Ärger darzustellen und tanzte am Ende wütend wie Rumpelstilzchen durchs Krankenzimmer. Anschließend gefragt, wie es ihr denn jetzt gehe, sagte die Frau: "Viel besser!" und entspannte sich. Oder der Mann, der sich ständig verzweifelt an einem Haltegriff festhielt, nicht sprach und auf nichts reagierte und bei dem "Rosalinde" einfach nur immer wieder in die Luft pustete. Der Mann ließ den Griff los und entspannte sich sichtlich. Erst anschließend hat Birgit Kurz nach dieser Szene verstanden, woran dieses Pusten den Mann erinnert hatte: Das Pflegepersonal erzählte ihr, dass er Seemann gewesen war.
Auch wenn sie nicht als Clowninnen aktiv sind, ermutigten die Erzählungen die Frauen doch, sich auf ein wenig Leichtigkeit in schwierigen Situationen einzulassen. Wenn auch der Ambulante Hospizdienst der Caritas nicht in der Wetterau, sondern ausschließlich im Raum Gießen aktiv ist, bot die Veranstaltung dennoch auch erste Kontakte für Teilnehmerinnen, die sich Unterstützung in ihrer persönlichen Lage erhofften, zu Ansprechpartnerinnen des Wetterauer Hospizdienstes.
Die Frauen waren dankbar für die Anregungen und Begegnungen. Das Organisationsteam will voraussichtlich im Herbst wieder zu einem Frauenfrühstück einladen.