Eine Ausstellung machte anhand von Erinnerungsstücken eingewanderter Menschen das Thema Migration anschaulich sichtbar und lebendig.
Der Einladung zum Aktionstag waren neben anderen Gästen Vertreter aus Diakonie und Caritas gefolgt, unter ihnen Stadträtin Astrid Eibelshäuser und Maria Hutsylo, Geschäftsführerin des Ausländerbeirats. "Weit gereist - von bedeutsamen Dingen und wie sie in den Vogelsberg kamen" ist der Titel der Ausstellung, in der Fotos und Texte von persönlichen Dingen erzählen, die Menschen auf ihren zum Teil langen Wegen mit in den Vogelsberg brachten und von den Erinnerungen, die sie damit verbinden.
Entstanden ist die Ausstellung im Vogelsberg, wo sie von Caritasmitarbeiterin Andrea Hornisch (Jugendmigrationsdienst) und Andreas Goldberg von der Stadtjugendpflege Lauterbach organisiert wurde. Teils traurige, teils romantische und teils spannende Geschichten, die sich mit diesen elf Gegenständen verbinden, werden dargestellt und erzeugen Mitgefühl mit den Schicksalen von eingewanderten Menschen, so Caritasdirektor Ulrich Dorweiler.
Der Ausländerbeirat hatte es ermöglicht, dass die Vogelsberger Ausstellung jetzt auch im Atrium des Gießener Rathauses gezeigt werden konnte. Alem Yemane begrüßte als Mitglied des Ausländerbeirats zu Beginn die Gäste des Aktionstags. Er dankte für die langjährige "wertvolle Zusammenarbeit" mit der Migrationsberatung des Caritasverbandes. Sie leiste einen Beitrag zur sozialen Integration, der einen unschätzbaren Wert für die Gesellschaft habe. Yemane und Caritasdirektor Dorweiler kritisierten, dass die ohnehin schwierige Finanzierung der Migrationsberatung nach den Plänen der Politik nun noch gekürzt werden soll. "Wenn die Kürzungen so kommen wie geplant, werden wir die Arbeit nicht weiter wie bisher umsetzen können", sagte Dorweiler. Die Arbeit wird mit Mitteln des Bundesinnenministeriums und zusätzlich mit Kirchensteuermitteln finanziert.
Annegret Kamara, Beraterin in der MBE des Caritasverbandes in Gießen, berichtete von ihrer Arbeit. Beraten werden dürfen nur Menschen, die eine Bleibeperspektive haben, also u.a. aus Eritrea, Äthiopien, Somalia, Syrien, Afghanistan und der Ukraine und anderen europäischen Ländern. Schwerpunkt der Beratung ist das Ausländerrecht, es geht also unter anderem um Themen wie die Aufenthaltserlaubnis, Niederlassungserlaubnis und deutschen Staatsbürgerschaft, die Identitätsklärung und die Familienzusammenführung. Sprachkurse werden vermittelt und es wird unterstützt bei Anträgen zu Bürgergeld und Grundsicherung, beim Ausfüllen von Formularen, bei Verbraucherfragen zu Handyverträgen und Rundfunkgebühren und der Registrierung als Wohnungssuchender bei der Wohnbau GmbH. Eine finanzielle Kürzung in diesem Bereich hätte Folgen für die Fremden, aber auch für die Einheimischen, kritisierte auch Kamara.
Ganz anschaulich wurde die Arbeit dann, als die Eritreerin Sara Bereket von ihrer Flucht aus Eritrea und die Beratung beim Caritasverband erzählte. Der Verband half ihr bei der Familienzusammenführung. Zwei Jahre musste sie warten, bis ihre vier Kinder nach Deutschland kommen konnten. "Ich bin froh, dass es diese Beratungsstelle gibt!" sagte sie dankbar. Besonders erfreut war sie, mit Beraterin Rigat Viau in ihrer Muttersprache Tigrinya sprechen zu können. Einige weitere Fallbeispiele beschrieben Annegret Kamara und Rigat Viau in einem "Pausengespräch".
Die Berichte und Erzählungen ermöglichten zusammen mit den Darstellungen der Ausstellung einen vielfältigen und intensiven Einblick in die Arbeit der Migrationsberatung und die Situation der geflüchteten Menschen. Deutlich wurde gerade bei den Fallbeispielen, dass es bei aller Einzelhilfe letztlich um die Integration der Menschen in die deutsche Gesellschaft mit allen Rechten und Pflichten geht. Eine mitfühlende, ganzheitliche Beratung soll ihnen dazu verhelfen, in Deutschland menschlich anzukommen, auf Dauer von ihrer eigenen Arbeit leben zu können und ein eigenständiger, mitverantwortlicher Teil dieser Gesellschaft zu werden.